Geschichtlicher Abriss und kulturelles Erbe des Landes Namysłów

23. Juli 2019

Auf der Suche nach den ersten historischen Erwähnungen über das Land Namysłów reicht es nicht aus auf das Mittelalter zurückzugreifen. Die frühesten Siedlungsspuren in diesem Gebiet stammen aus der Steinzeit, genauer gesagt aus der Chojnice-Pieńki-Kultur (Mittelsteinzeit, ca. 5. Jh. v. Chr.), und wurden bei Ausgrabungsarbeiten in Świerczów entdeckt. Zahlreiche Überreste aus der Bronzezeit wurden wiederum bei archäologischen Arbeiten in der Umgebung von Woskowice Małe und Bierutów gefunden. Viel der Artefakte können in der Regionalstube in Namysłów besichtigt werden. Im Laufe der Jahrhunderte folgte den frühen Siedlerkulturen die zwischen dem 3. Jh. v. Chr. und dem 5. Jh. n. Chr. dominierende Przeworsk-Kultur, welche unter starkem Einfluss der Römer stand. Erwähnenswert ist, dass durch die Gegend von Namysłów die Bernsteinstraße führte – damals eine der wichtigsten Handelsrouten. Die Nationalstraße Nr. 39 knüpft heute an ihren Verlauf an.

Mittelalter

Im Mittelalter lag das Gebiet des heutigen Landkreises Namysłów innerhalb der Grenzen von Polen, das seinerzeit Mieszko I. regierte. Aus genau jener Zeit stammen die Spuren des mittelalterlichen Siedlungswesens in der Region, die in der Altstadt von Namysłów gefunden worden sind. Die Gründung des Erzbistums Breslau im Jahr 1000 war nicht ohne Bedeutung für die Entwicklung dieser Landstriche, zu denen auch die Gebiete um Namysłów gehörten.

Die Stadt selbst wird erstmalig 1233 erwähnt. Die dynamische Entwicklung der Städte und Dörfer im 13. Jh. war vor allem durch das Holen deutscher Siedler bedingt, was ebenfalls Einfluss hatte auf den Wandel bei der Zusammensetzung der Nationalitäten in diesen Gebieten. Die Städte wurden so angelegt, dass eine einfache Kommunikation möglich war. Die Entfernung zwischen den Dörfern und einer Stadt mit Marktplatz konnte nicht größer als 15 km sein, damit der Bauer die Strecke binnen eines Tages hin und zurück bewältigen konnte. Die Distanz zwischen Städten konnte größer sein - bis zu 30 km, und war an die Möglichkeiten der zu Pferd Reisenden angepasst. Namysłów entwickelte sich seinerzeit zum Wirtschaftszentrum.

Mehr über die Geschichte von Namysłów ist in der Publikation nachzulesen, die von der Kreistarostei Namysłów kürzlich herausgegeben worden ist.

Etwas stürmischer für das Land Namysłów war das 14. Jh. zur Zeit des polnisch-tschechischen Krieges, der mit dem Überfall des tschechischen Königs Johann von Luxemburg auf das Herzogtum Świdnica begann. Infolge des 1348 unterzeichneten Friedens von Namysłów standen diese Gebiete unter tschechischer Herrschaft und waren über die nächsten vier Jahrhunderte Teil des Königreichs Böhmen. Namysłów wurde zur königlichen Stadt, was sehr vorteilhaft für seine Entwicklung war. In Sorge vor einem Versuch Polens das schlesische Gebiet wiederzuerlangen, umringte der tschechische König die Stadt mit mächtigen Mauern, welche die Wehrfähigkeit erheblich steigerten. Dank der Mauern wehrte Namysłów u. a. den Einfall der Hussiten während der Religionskriege im 15. Jh. ab.

Zeit der tschechischen Könige, österreichischen Habsburger und des Königreiches Preußen

Der letzte das Land Namysłów regierende tschechische König war Ludwik Jagiellończyk, welcher bei der Schlacht von Mohács gegen die Türken fiel. Infolgedessen wurde der österreichische Erzherzog Ferdinand I. – der spätere deutsche König und Kaiser – auf den tschechischen Thron gewählt, was den Herrschaftsbeginn des katholischen Geschlechts Habsburg markiert. Trotz des vorherrschenden Katholizismus, breitete sich die von Martin Luther ausgehende Reformation schnell in Schlesien aus. In der 2. Hälfte des 16. Jhs. verblieben in dem dem Breslauer Bischof unterstellten Gebiet lediglich drei Geistliche.

Die Situation änderte sich gänzlich nach dem Dreißigjährigen Krieg, der in diesem Gebiet deutliche Spuren hinterließ. Viele wichtige Gebäude waren zerstört worden, manche verloren ihre ursprüngliche Funktion. Der 1648 unterzeichnete Westfälische Friede beendete den Dreißigjährigen Krieg und kam zeitgleich mit dem Beginn der Gegenreformation zustande, welche auch die Gegenden um Namysłów erreichte. Die Kirchen waren erneut katholisch und es kamen die Franziskaner und bekehrten die Bevölkerung. Die Habsburger begannen nach einer Zentralisation der Macht sowie einer absolutistischen Monarchie zu streben. Dies führte zu einer Abneigung gegenüber den Herrschern und war der Hauptgrund für den fehlenden Widerstand seitens der Bevölkerung während des preußischen Einfalls. König Friedrich II. der Große eroberte infolgedessen Schlesien. Nach den Schlachten wurden diese Gebiete den Österreichern genommen und an Preußen, bzw. später Deutschland, angeschlossen.

Nach 1741 erfolgte die Aufhebung der feudalen Teilung und es wurden Landkreise ins Leben gerufen, u. a. auch der von Namysłów. Der preußische König erlaubte die Glaubensfreiheit, ließ die Katholiken ihre Kirchen behalten – besteuerte jedoch die Klöster, und erlaubte den Protestanten eigene Kirchen zu errichten. In den Schulen wurde die geltende, deutsche Sprache eingeführt, was zur schrittweisen Verdrängung der polnischen Sprache führte (trotz dieser Schwierigkeiten waren die Landkreise Namysłów und Syców die einzigen in Niederschlesien, in denen bis Anfang des 20. Jhs. die polnische Sprache überdauerte). In Namysłów wurden die Stadtmauern, die seine Entwicklung einschränkten, abgerissen, es begann der Bau von befestigten Straßen und eine Bahnverbindung wurde hergestellt. Manche der Städte, so z. B. Świerczów, verfielen, andere erhoben sich nach anfänglichem Fall mit doppelter Kraft. Dazu zählte u. a. der Ort Pokój, der sich zu einem renomierten Kurort wandelte.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs gehörte der westliche Teil der Region weiterhin zu Deutschland, im östlichen Teil wiederum fand eine Volksabstimmung statt, die über die künftige Landeszugehörigkeit entscheiden sollte. Infolge der Abstimmung wurde der nordöstliche Teil des Landkreises an Polen angeschlossen, das restliche Land verblieb bei Deutschland.

Die Handlungen des 2. Weltkriegs fanden fernab von Namysłów statt, doch formierten sich hier Gruppierungen der Armia Krajowa (Polnische Heimatarmee), welche jedoch vom Angreifer schnell niedergerungen wurden. In der zweiten Januarhälfte 1945 erfolgte aufgrund der nahenden sowjetischen Armee eine Zwangsevakuierung der Bevölkerung. Am 21. Januar wurde die deutsche Armee in der Schlacht bei Smarchowice Śląskie geschlagen und die Rote Armee nahm Namysłów und den Großteil des Landkreises am selben Tag ein.

Den Vereinbarungen von Jalta und Potsdam folgend, wurde die deutsche Lokalbevölkerung ausgesiedelt und an ihre Stelle kamen Umsiedler aus den Ostgebieten sowie Migranten aus Zentralpolen. Das Land Namysłów wurde an Polen angeschlossen.

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